EnBW Hohe See und Albatros sind die Namen der beiden neuen Windparks, die der baden-württembergische Energiekonzern errichtet. Zusammen stellen sie das größte Offshore Windprojekt Deutschlands dar.
EnBW Hohe See und Albatros: Nordsee Windparks vor Borkum
Das Unternehmen Energie Baden-Württemberg – kurz als EnBW bezeichnet – hat mit den Arbeiten für die beiden Windparks Hohe See und Albatros begonnen. Die Bauarbeiten für die riesige Anlage, die insgesamt aus 87 Windrädern auf hoher See bestehen soll, haben bereits in der ersten Jahreshälfte 2018 begonnen. Beide Parks entstehen in der Nordsee – in unmittelbarer Nähe zueinander. Obwohl es sich dabei eigentlich um zwei einzelne Windkraftwerke handelt, kann man in diesem Fall von einem riesigen Gesamtprojekt sprechen.
Die Nordsee Windparks werden rund 95 km nördlich von Borkum gebaut. Die Entfernung zur Insel Helgoland beläuft sich auf 100 km. Daraus wird bereits klar, dass die Anlage auf hoher See, fern von der Küste entsteht. Daher kommen die Vorteile der Offshore Windparks voll zum Tragen. Zum einen stören sich hier keine Anwohner an der Beeinflussung des Landschaftsbilds und am Lärm der Turbinen. Zum anderen sind die Windverhältnisse auf hoher See hervorragend, sodass sich hier viel Energie gewinnen lässt.
In der ersten Etappe des Projekts, die im Verlauf des Jahres 2018 durchgeführt werden soll, entstehen die Fundamente für die Turbinen des Windparks Hohe See. Außerdem lässt EnBW bereits das Umspannwerk für Hohe See errichten und die Kabel verlegen. 2019 folgt dann die Umspannstation Albatros und schließlich werden die insgesamt 87 Windturbinen für das gesamte Projekt aufgestellt. Die Inbetriebnahme soll bereits Ende 2019 erfolgen.
610 Megawatt: größtes Offshore-Windpark-Projekt Deutschlands
Die Energiemengen, die EnBW Hohe See und Albatros gewinnen werden, sind beträchtlich:
- Der Nordsee Windpark Hohe See umfasst eine Fläche von etwa 42 Quadratkilometern und besteht aus 71 Turbinen mit einer Leistung von jeweils 7,0 Megawatt. Das führt zu einer Gesamtleistung von 497 Megawatt.
- Albatros ist hingegen mit einer Fläche von rund 11 Quadratkilometern etwas kleiner. Dieser Nordsee Windpark besteht aus 16 baugleichen Turbinen, die zusammen eine Leistung von 112 Megawatt erbringen.
- Das Gesamtprojekt beläuft sich daher auf beachtliche 609 Megawatt.
Bei diesen Zahlen wird schnell klar, hier handelt es sich um das größte Offshore-Windkraftwerk Deutschlands. Die Energie, die es erzeugt, entspricht etwa der Leistung eines durchschnittlichen Kohlekraftwerks. EnBW Hohe See und Albatros können jährlich etwa 2,5 Milliarden Kilowattstunden Strom erzeugen. Das entspricht dem durchschnittlichen Verbrauch von 710.000 Haushalten. Die CO2-Einsparungen belaufen sich dabei auf 1,9 Millionen Tonnen.
EnBW Hohe See und Albatros: mehr als 220 Tonnen Stahl in der Nordsee
Die Herausforderung für Ingenieure und Techniker, die mit dem Aufbau der Windparks EnBW Hohe See und Albatros beschäftigt sind, ist gewaltig. Die Windturbinen müssen auf hoher See – bei einer durchschnittlichen Wassertiefe von 40 Metern – errichtet werden. Dafür sind 220 Tonnen Stahl erforderlich. Das entspricht nach Angaben von EnBW etwa der 22-fachen Menge des Baumaterials, das für die Errichtung des Eiffelturms notwendig war. Jede Turbine weist eine Nabenhöhe von 105 Metern auf. Der Rotordurchmesser beläuft sich jeweils auf 154 Meter.
EnBW verwendet für die Anlage Turbinen des deutschen Herstellers Siemens vom Typ SWT-7.0-154. Diese wandeln die Windenergie mit hoher Effizienz in Strom um und tragen daher erheblich zur hohen Leistung der Anlage bei. Dieses neue Projekt stellt eine große Herausforderung für das aus Süddeutschland stammende Energieunternehmen dar. Gleichzeitig etablierte es sich damit jedoch als einer der größten Nutzer der Windenergie vor der Küste Deutschlands.
Kooperation mit kanadischem Energieunternehmen für die Finanzierung
Die technischen Daten zeigen bereits, welche Dimensionen die Nordsee Windparks EnBW Hohe See und Albatros haben und welche Bedeutung sie für die Energieversorgung in Deutschland einnehmen können. Die enorme technische Herausforderung bringt mit sich, dass auch die Investitionen, die dafür notwendig sind, beträchtlich sind. Alleine für die Anlage Hohe See sind rund 1,8 Milliarden Euro notwendig. Aufgrund von Investitionskosten von 0,4 Milliarden Euro für den Nordsee Windpark Albatros ergibt sich eine Gesamtsumme von 2,2 Milliarden Euro.
Um diesen Betrag leichter stemmen zu können, hat sich der baden-württembergische Energieversorger einen starken Partner für den Bau gesucht. Das kanadische Unternehmen Enbridge Inc., das dort im Bereich der Energie-Infrastruktur tätig ist, hat sich in hohem Maße an den Kosten beteiligt. Es übernimmt 49,9 Prozent der Anteile an den Windparks, während EnBW 50,1 Prozent behält.
Windkraft: strategisch von hoher Bedeutung für EnBW
Die enormen Investitionssummen und die beträchtliche Leistung von EnBW Hohe See und Albatros zeigen bereits, welchen Stellenwert die Windenergie für das Unternehmen hat. Dabei handelt es sich jedoch nicht um das einzige Projekt in diesem Bereich.
EnBW betreibt schon seit geraumer Zeit viele Windkraftanlagen an Land – sowohl in Baden-Württemberg als auch in einigen weiteren Bundesländern. Bei der Gestaltung von Offshore Windparks ist der Energieversorger ebenfalls bereits aktiv. Die ersten Projekte in diesem Bereich waren Baltic 1 und Baltic 2, die in der Ostsee errichtet wurden. Darüber hinaus konnte der Konzern 2017 die Ausschreibung für das Projekt He Dreiht gewinnen. Dieser Windpark soll ebenfalls in der Nordsee entstehen – ganz in der Nähe von Hohe See und Albatros – und eine Gesamtleistung von 900 Megawatt aufweisen. Damit will sich EnBW als einer der führenden Anbieter für Windenergie in Deutschland etablieren.
Infografiken: ©Schwarzer.de
Bildnachweis: ©Shutterstock – Titelbild: CoolKengzz