Die stärkere Nutzung sauberer Windenergie scheitert oft an Konflikten mit der Bevölkerung. Die Grünen wollen mit dem Konzept des Repowering gegensteuern.
Repowering als ein Bestandteil grüner Umweltpolitik
Eine verstärkte Nutzung regenerativer Energiequellen kann wesentlich dazu beitragen, die Energiewende erfolgreich zu gestalten. Es ist nicht erst seit dem Klimaschutzabkommen 2015 in Paris unumstritten, dass eine zunehmende Klimaveränderung zum globalen Problem geworden ist. Nur durch gemeinsame Anstrengungen aller Industrienationen kann dieses Problem bewältigt werden. Ein wichtiger Bestandteil neuer Konzepte für den Energiemarkt ist die Nutzung sauberer Windenergie.
Wind ist eine unbegrenzt zur Verfügung stehende natürliche Ressource, die zudem durch modernste Windkraftanlagen sehr effektiv in elektrischen Strom umgewandelt werden kann. Dies ist der Grund, warum weltweit der Markt für Windenergie boomt und laut einer Studie der Unternehmensberatung Frost & Sullivan bis zum Jahr 2025 jährlich 100 Milliarden Dollar in den Ausbau von Windparks investiert werden. Ein Teil der Investitionen fließt in Repowering-Projekte, bei denen veraltete durch innovative Windkraftanlagen substituiert werden.
Warum gerät der Ausbau von Windkraftanlagen ins Stocken?
In den Regionen, die im Hinblick auf die Nutzung von Windenergie Vorreiter waren und in denen schon in den 1990er Jahren Windkraftanlagen errichtet wurden, regt sich jedoch zunehmender Widerstand gegen neue Turbinen. Das hängt unter anderem mit Planungsfehlern in der Vergangenheit zusammen. Teilweise wurden die Windkraftanlagen weit verstreut aufgestellt, sodass große Areale landschaftlich verändert wurden. Außerdem waren die ersten Modelle wesentlich lauter und benötigten 50 bis 60 Umdrehungen pro Minute. Neue Turbinen erzeugen mit zehn bis 20 Umdrehungen der Rotoren bis zum dreimal so viel Strom und sind somit effektiver und optisch wesentlich weniger störend.
Grünen-Lösungsvorschlag: Repowering, Servicestellen einrichten
Die Energiewende wird ohne einen weiteren Ausbau von Windenergieanlagen nicht gelingen. Um die ambitionierten Ziele zu erreichen und in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts eine klimaneutrale Wirtschaft zu ermöglichen, werden zuverlässige, saubere Energiequellen benötigt.
Da ein gesellschaftlicher Konsens dahingehend besteht, dass auf die Nutzung von Kernenergie verzichtet werden soll, müssen die regenerativen Energiequellen diese Lücke schließen. Sonnenenergie allein kann dies nicht leisten und auch die dafür notwendigen Anlagen werden mit dem Verweis auf den Landschaftsschutz kritisch bewertet.
In Sachsen ist die Situation besonders gravierend, denn mittlerweile verfügt sogar der Stadtstaat Hamburg und das flächenmäßig wesentlich kleinere Saarland über mehr neue Windkraftanlagen. Einige Zahlen verdeutlichen die Misere. Die Zahl neu errichteter Windkraftanlagen betrug 2017 in:
- Sachsen 16
- Hamburg 20
- Saarland 36
- Thüringen 45
- Rheinland-Pfalz 82
- Baden-Württemberg 128
Bezogen auf ganz Deutschland entsprechen die 16 neuen Windkraftanlagen gerade einmal einem Prozent der Gesamtzahl. Deshalb fordern Politiker der Grünen vom amtierenden Wirtschaftsminister Martin Dulig (SPD), dass die Blockade-Haltung, die inzwischen in diesem Bundesland gegenüber der Windkraft zu beklagen ist, aufgegeben wird. Ein neuer, konstruktiver Umgang mit der Problematik sei nötig.
Grüne fordern Servicestellen und verstärktes Repowering
Die Grünen fordern eine ähnliche Politik wie in den grün mitregierten Bundesländern Baden-Württemberg, Thüringen sowie Rheinland-Pfalz. Dort führten die Bemühungen, bei den Bürgerinnen und Bürgern eine Akzeptanz für den Ausbau von Windparks zu erreichen, zum Erfolg. Thüringen hat mit der Servicestelle Windenergie eine Institution geschaffen, die gezielt darum bemüht ist, die Akzeptanz zu erhöhen. Die Servicestelle Windenergie ermöglicht jedoch auch das Äußern von Bedenken und hilft dabei, diese durch sachliche Informationen abzubauen.
Der Landtagsabgeordnete der Grünen Gerd Lippold sieht in einem derartigen Vorgehen ein gutes und vor allem nachahmenswertes Beispiel, dem gefolgt werden sollte. In diesen Servicestellen vor Ort können sich die Kritiker der Windenergie informieren und sich von den Möglichkeiten des technischen Fortschritts im Bereich der Windanlagen überzeugen. Nur so sei es möglich zu verhindern, dass man sich noch weiter von der Entwicklung der anderen Bundesländer entfernt.
Wie funktioniert das Konzept des Repowering?
Bei der Information muss auf die begründeten Ängste der Menschen eingegangen werden, denn es gibt in diesem Bundesland mit mehr als 900 Windkraftanlagen zwar sehr viele, leider aber veraltete Turbinen. Aus diesem Grund wird es schwierig, neue Fläche auszuweisen, ohne auf teilweise erbitterten Protest zu stoßen. Neben der zuverlässigen Versorgung mit Energie dürfen jedoch auch Belange des Landschaftschutzes nicht vernachlässigt werden.
Das Repowering bietet eine Lösung aus diesem Dilemma, denn dabei werden gezielt veraltete Windkraftanlagen durch innovative Turbinen der neuesten Generation ersetzt. Die neuen Anlagen erreichen einen Wirkungsgrad, der 300 Prozent höher liegt. Außerdem können moderne Windkraftanlagen besser ins Stromnetz integriert werden und bieten Vorteile digitaler Technologien. Wartungs- und Reparaturbedarfe werden vernetzt übermittelt, ohne dass Mitarbeiter dieses vor Ort feststellen müssen.
Im Zusammenhang mit dem Repowering können auch alte Planungsfehler korrigiert werden und weit verstreute Anlagen gebündelt sowie in ausreichendem Abstand zu Wohngebieten errichtet werden. Gelingt es, alle Potentiale der neuen Windkraftanlagen zu nutzen, wird mit weniger Turbinen mehr Strom erzeugt. Aus diesem Grund fordert die grüne Landespolitik, stärkere Anreize für das Repowering zu setzen.
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