Rückbau der Windräder: Was, wenn Repowering mangelhaft ausgeführt wird?

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Jede vierte Turbine ist vom anstehenden Rückbau der Windräder betroffen. Leider wird dabei oft nicht sorgfältig genug vorgegangen, sodass aus Kostengründen Fundamente im Boden verbleiben.

Wann wird der Rückbau von Windkraftanlagen erforderlich?

Eine Windkraftanlage wird meist für eine geplante Einsatzzeit von 20 Jahren errichtet. Ist diese Nutzungszeit erreicht, wird die Turbine nicht länger gemäß dem Erneuerbare Energien Gesetz (EEG) gefördert und es erfolgt ein Rückbau. Außerdem werden viele Turbinen im Rahmen des Repowering bereits vor Ablauf der beabsichtigten Nutzungsdauer durch moderne Modelle substituiert, die teilweise eine dreifache Effizienz aufweisen. Mit den modernen Turbinen ist es möglich, mehr Strom zu produzieren, ohne dafür weitere Flächen auszuweisen.

Repowering-Projekte erhöhen die Akzeptanz für Windparks, denn die neuen Anlagen sind wesentlich leiser und benötigen auch nur einen Bruchteil der Umdrehungen, um aus der natürlichen Ressource Wind elektrischen Strom zu produzieren. Weitere Vorteile der modernen Windparks sind eine bessere Integrationsfähigkeit in die Stromnetze sowie die Nutzung digitaler Technologien. Innovative Turbinen melden selbstständig Wartungs- und Reparaturbedarfe und können wesentlich kostengünstiger betrieben werden.

Es soll jedoch unbedingt verhindert werden, dass Windräder als stillgelegte Bauruinen das Landschaftsbild verschandeln. Aus diesem Grund wird eine Baugenehmigung nur erteilt, wenn gleichzeitig eine Verpflichtungserklärung hinsichtlich der späteren Demontage abgegeben wird.

Beim Rückbau eines Windrades geht es anders herum als bei der Montage. Zunächst werden die Rotorenblätter demontiert, anschließend das Rotorengehäuse. (#1)

Beim Rückbau eines Windrades geht es anders herum als bei der Montage. Zunächst werden die Rotorenblätter demontiert, anschließend das Rotorengehäuse. (#1)

Wie erfolgt der Rückbau der Windräder?

Schon während des laufenden Betriebs sollen die nötigen finanziellen Mittel für den geplanten Rückbau eingespart werden, damit dieser sorgfältig und planmäßig erfolgen kann. Im Zuge des Rückbaus muss die alte Windkraftanlage entsorgt werden und außerdem muss das Grundstück wieder in seinen Ursprungszustand zurückversetzt werden. Bereits in der Baugenehmigung werden die Bedingungen für den Rückbau am Ende der Nutzungsdauer festgelegt. In einigen Bundesländern wird sogar verlangt, dass bereits zu Beginn des Projekts, wenn ein neuer Windpark errichtet wird, die späteren Kosten für die Demontage mit einer Bürgschaft abgesichert werden.

Nicht selten wird diese Demontage sogar vor Ablauf der geplanten Nutzungsdauer von 20 Jahren durchgeführt, weil es lohnend ist, die alte Turbine im Zuge des Repowering durch ein modernes Windrad zu ersetzen. Oft werden die abgebauten Anlagen recycelt oder verkauft und an anderen Standorten wiederverwendet.

Die Demontage dieser riesigen Windkraftanlagen ist ein komplexes Projekt, das sorgfältig geplant werden muss. Mit einem Kran wird die Turbine in Stücke zerlegt und demontiert, bevor die Einzelteile mit speziellen LKW abtransportiert werden. In einem ersten Schritt werden dabei die Rotorblätter von der Nabe entfernt, bevor Nabe und Gondel demontiert werden. Anschließend geht es an den Rückbau des Turms, der ebenfalls Stück für Stück erfolgt. Zuletzt müssen dann auch die Schaltanlage und der Trafo deinstalliert werden. Das Ausgraben aller Kabel sowie die Entfernung des Fundaments bilden den Abschluss der Demontage.

Im Anschluss wird der Turm des Windrades demontiert, bis nur noch das Fundament übrig bleibt. Idealerweise wird dieses ebenfalls entfernt, sodass das Baugrundstück in den Ursprungszustand versetzt werden kann. (#2)

Im Anschluss wird der Turm des Windrades demontiert, bis nur noch das Fundament übrig bleibt. Idealerweise wird dieses ebenfalls entfernt, sodass das Baugrundstück in den Ursprungszustand versetzt werden kann. (#2)

Welche Probleme sind mit der Demontage von Windkraftanlagen verbunden?

Kommunen beklagen häufig, dass der Rückbau einen Meter unter der Erde aufhört, sodass die Fundamente im Boden verbleiben, obwohl eigentlich alle Bodenversiegelungen beseitigt werden müssen. Wird das Fundament nur einen Meter tief entfernt, ändert dies nichts an der weiter bestehenden Versiegelung der Bodenflächen. Bedenkt man, dass dies in Schleswig-Holstein eine Fläche von drei Millionen Quadratmetern betrifft, wird das Ausmaß des Problems deutlich. Deshalb fordern Experten des Umweltministeriums in Kiel das vollständige Entfernen der gesamten Fundamente.

Damit vertritt das Umweltministerium eine andere Meinung als das Landesamt für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume (LLUR). Dort geht man davon aus, dass es genügt, die Fundamente bis zu einer Tiefe von einem Meter zu entfernen. In diesen Fällen seien die ursprünglichen Eigenschaften des Bodens in ausreichendem Maße wiederhergestellt. Auf den Böden könne wieder problemlos Landwirtschaft betrieben werden. Kritiker dieser Vorgehensweise sehen darin einzig und allein eine Maßnahme zur Kostensenkung, denn gerade die Entfernung des Fundaments verursacht den größten Aufwand und auch die höchsten Kosten.

An manchen Stellen verbleiben sogar noch sichtbare Teile des Fundaments im Gelände. Landschafts- und Naturschützer sehen hierin Verfehlungen der Entsorgungspolitik und bemühen sich, den vollständigen Rückbau der Turbinen zu erreichen. Sie beklagen, dass die zuvor abgegebene Verpflichtungserklärung kein vollstreckbarer Titel und somit de facto kaum durchsetzbar sei.

Im Bild das Fundament einer Windkraftanlage. Wenn es nicht demontiert wird, bleibt es an Ort und Stelle zurück. (#3)

Im Bild das Fundament einer Windkraftanlage. Wenn es nicht demontiert wird, bleibt es an Ort und Stelle zurück. (#3)

Welche Kosten entstehen beim Rückbau einer Windkraftanlage?

Eine Windkraftanlage hat gigantische Ausmaße:

  • 200 Meter Höhe
  • Fundament aus 1.500 Kubikmetern Beton
  • Beton des Fundament mit 180 Tonnen Stahl armiert
  • Gesamtgewicht des Fundaments beträgt 3.500 Tonnen
  • Turm aus Stahlbeton wiegt 2.800 Tonnen
  • Maschinenhaus und Generator wiegen 340 Tonnen
  • Nabe und Rotorblätter wiegen 320 Tonnen
  • Gesamtgewicht: 7.000 Tonnen

Um dieses riesige Gewicht zu tragen, wird zuvor der Boden verdichtet, indem Schottergranulat in Bohrlöcher gepresst wird, die 30 Meter tief in die Erde ragen.

Bei der Demontage einer derartigen Turbine entstehen Kosten, die eine Million Euro und mehr betragen. Für die Beseitigung aller Spuren sind bei einer Anlage, die ungefähr 11 Millionen Euro Investitionskosten verursacht, jedoch nur Rücklagen in Höhe von 6,5 Prozent also 700.000 Euro vorgesehen. Dies ist also eine Rechnung, die von vornherein nicht aufgehen kann.

Mildern Einnahmen aus dem Recycling die Kostenproblematik?

Das Metall der Windkraftanlage (Stahl und Kupfer) wird für den Preis des Rohmaterials weiterverkauft. Beton und Glasfasern können zum Teil ebenfalls wiederverwertet und als Materialien für den Straßenbau genutzt werden. Allerdings verbleiben im Durchschnitt 20 Prozent Material (bezogen auf das Gesamtgewicht also stattliche 1.400 Tonnen), die als Sondermüll entsorgt werden müssen, was wiederum Kosten verursacht.

Kosten für die Demontage werden zum unkalkulierbaren Risiko

Überschreiten die tatsächlichen Kosten der Demontage den dafür zurückgestellten Betrag, kann dies den Eigentümer des Grundstücks oder die betreffende Kommune finanziell ruinieren. Aus diesem Grund fordern Kritiker der bisherigen Vorgehensweise ein Umdenken und eine Neuorientierung der Demontage-Strategie sowie ein durchdachtes Recycling-Konzept.


Bildnachweis: ©Shutterstock – Titelbild: BESTWEB, – #01: T.W. van Urk, – #02: BESTWEB, – #03: BESTWEB

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