Windmessgeräte gibt es in den verschiedensten Ausführungen und Preisklassen. Doch welche Nutzungsmöglichkeiten gibt es? Und wie sinnvoll sind Windmessgeräte für das eigene Zuhause?
Windmessgeräte: Arten und Funktionen
Windmessgeräte, manchmal auch Anemometer genannt, dienen zur Messung der Windgeschwindigkeit, manchmal auch zusätzlich der Windrichtung. Im Alltag haben die meisten Menschen wahrscheinlich schon mal ein solches Windmessgerät gesehen, ob an größeren Wetterstationen oder in Gärten in der Nachbarschaft. Eine einfache Version des Schalen-Anemoteters lässt sich zudem wunderbar mit den eigenen Kindern zusammenbasteln.
Diese Schalen-Windmessgeräte gehören zu den am weitesten verbreiteten Arten. Der Wind „verfängt“ sich in den Schalen und treibt sie an. Bedeutet im Klartext: Je stärke der Wind weht, desto schneller drehen sich die offenen Halbkugeln. Die Anzahl dieser Umdrehungen pro Minute wird dann elektronisch aufgezeichnet und für den Ableser als Windgeschwindigkeit angezeigt, meist in Metern pro Sekunde.
Schalen-Windmessgeräte sind im Aufbau eher Low Tech, es gibt natürlich auch technisch weiter entwickelte Windmessgeräte. Dazu gehören zum Beispiel:
- Ultraschall-Anemometer
- Laseranemometer
- Hitzedrahtanemometer
Windmessgeräte, die mit Ultraschall und Laser arbeiten, messen die Phasenverschiebung von an Luftmolekülen reflektiertem Schall oder Licht. Die Ausführungen mit Hitzedraht hingegen messen die Windgeschwindigkeit, indem sie die Temperaturdifferenz zwischen einem Draht auf der Windseite und einem auf Schattenseite bestimmen.
Windmessgeräte: Hilfe beim Erstellen eines Windatlas
Ernauerbare Energien sind noch immer ein wichtiges Thema. Die Suche nach einer „sauberen“ Alternative zu Kohle- und Atomstrom beschäftigt auch die Politik. Das Land Baden-Württemberg zum Beispiel möchte mit einem Windatlas erstellen, um die Windenergienutzung zu verbessern.
Dafür wurde im Januar 2018 auf dem Gebiet Hoher-Randen, mit 906 Metern die zweithöchste Erhebung auf dem Blumberg, ein Windmessgerät aufgebaut, welches das untrainierte Auge schnell an eine Waschmaschine erinnert. Knapp sechs Wochen sammelte das Gerät Daten über die Windverhältnisse auf dem Hohen-Randen, analysierte diese und übermittelte sie dann an das Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft des Landes Baden-Württemberg (BW).
Diese Daten werden dafür genutzt, um die Eignung des Blumbergs als Nutzungsfläche für Windenergie zu bewerten. Zwar plant das Land Baden-Württemberg keine solche Nutzung, dennoch sind die Messungen wichtig, um einen Eindruck von den Windverhältnissen vor Ort zu bekommen. Durch die Windkartierung, die anschließend durch den TÜV Süd vorgenommen wird, entsteht ein genaues Bild der Windbewegungen in Deutschland. Interessierte können die Karten im Internet einsehen. Die Windmessgeräte, die im Rahmen des Projektes verwendet werden, beziehen ihre Energie übrigens über Solarkollektoren.
Windmessgeräte als Teil eines Schulprojektes?
Windmessgeräte sind nicht immer Teil von teuren Windstationen oder hochoffiziellen Forschungsprojekten, auch Nachwuchswissenschaftler nutzen sie. Experten der Universität Hamburg installierten 2018 auf dem Dach einer Schule eine neue Klimastation mit Windmessgerät. Im Rahmen des Projekts „Stormy Weather“ werden dort drei Jahre lang Daten zur Windgeschwindigkeit, Luftfeuchtigkeit, Temperatur und Luftdruck aufgezeichnet. Und nicht nur das. Um den Schülern einen Zugang zu diesen Informationen zu ermöglichen, werden die Daten live übertragen und in der Aula der Schule gezeigt.
Das 40 000 Euro teure Projekt soll zum einen die Interessen von forschungsbegeisterten Oberstufenschülern fördern, zum anderen die Schule als MINT-Schule qualifizieren. Aber auch die Universität Hamburg profitiert: Die Daten der Windmessgeräte und die Klimastation werden nämlich zusätzlich an Dr. Bernd Leitl weitergeleitete, der hofft, auf diesem Weg mehr über die Windbewegungen rund um die Schule erfahren zu können.
Aber auch die Stadt Hamburg erzielt einen Gewinn durch das Projekt. Die Ergebnisse sollen nämlich direkt in die Planung des neuen Stadtteils Oberbillwerder einfließen.
Und tatsächlich können Windbewegungen maßgeblichen Einfluss auf die Stadtplanung haben: Bushaltestellen müssen so geplant werden, dass den Wartenden nicht der Regen ins Gesicht gepeitscht wird und Sitzbänke sollte man ebenfalls nicht direkt im Windkanal platziert. Windmessgeräte können also nicht nur bei der Forschung erneuerbarer Energien zum Einsatz kommen, sondern auch für die Stadtplanung relevant sein.
Windmessgeräte für Zuhause: Handanemometer oder Kleinwindkraftanlage?
Windmessgeräte gibt es in den unterschiedlichsten Ausführungen. Manche legen sich eine mobile Version für die Hand zu, Hausbesitzer mit Smart Home greifen immer häufiger zu einer umfassenden Wetterstation, die zusammen mit dem intelligenten Zuhause dann allerlei nützlich Funktionen hat.
Es gibt aber auch Eigentümer, die etwas höher hinauswollen und sich für eine Kleinwindkraftanlage entscheiden. Und wer mit dem Gedanken spielt, auf seinem Dach eine solche Anlage zu installieren, sollte vorher mit einer Windmessung die Wirtschaftlichkeit dieses Unternehmens überprüfen. Kennt man dank der Messung dann die mittlere Jahreswindgeschwindigkeit, kann man die Stromproduktion eines Windgenerators ableiten.
Eine solche Messung ist deshalb so wichtig, weil die Windbewegungen und damit auch die Stärke extrem von der unimittelbaren Umgebung eines Ortes abhängig sind. Es lässt sich also keine allgemeiner Wert für ein Einfamilienhaus ableiten. Und nicht nur das Haus an sich, sondern auch die umliegende Landschaft hat Einfluss auf die Windstärke. Wer also in eine Kleinwindkraftanlage investieren möchte, sollte vorher mit Windmessgeräten die Windstärke am Standort ermitteln. Einfach den Finger anfeuchten und in die Luft halten ist bei den Kosten nämlich nicht ausreichend.
Infografik: ©Schwarzer.de
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